Im Akademischen Senat (AS) gibt es eigentlich immer brisante Themen und davon mal mehr und mal weniger. Die Geschichte hat keinen Anfang und kein Ende, aber irgendwo muss mensch halt anfangen zu blogen. Dieser Anfang ist nun aus technischen Gründen im Februar 2015.
Da jedoch eine gravierende Änderung bereits in der Januar-Sitzung beschlossen wurde, hier ein kleiner Rückblick:

 

In der 743. Sitzung des AS (am 14.01.2015) wurde mit einem kleinen, unscheinbaren Satz die Umstellung von Programmakkreditierung auf Systemakkreditierung aller Studiengänge der TU Berlin beschlossen:
"Der Akademische Senat stimmt der Umstellung auf Systemakkreditierung zu."

Normalerweise sind Beschlüsse sehr viel länger und vor allem konkreter.

 

Aber was bedeutet das nun und warum haben wir dagegen gestimmt?

Die Akkreditierung von Studiengängen ist bereits im Berliner Hochschulgesetz vorgeschrieben. Ziel ist es dabei, durch aussen stehende Dritte (sogenannte Akkreditierungsagenturen) die Studiengänge u.a. auf Studierbarkeit, Qualität des Abschlusses und zum Abschluss passende inhaltliche Ausrichtung zu prüfen.
Dabei muss jeder Studiengang alle 5 Jahre neu akkreditiert werden. In der Regel werden dabei Auflagen erteilt, die (mehr oder weniger verbindlich) umgesetzt werden müssen, bevor der Studiengang als akkreditiert gilt. Für jeden einzelnen Studiengang durchgeführt nennt sich das Programmakkreditierung.
Jede*r der oder die mal die Hochschule gewechselt hat, weiß, dass diese vereinheitlichung von Qualitätsstandards in der Praxis nicht gänzlich funktioniert. Es ist aber ein Mittel um Schlimmeres zu verhindern.

Diese externen Begutachtungen kosten natürlich auch Geld (ca. 5000 € pro Studiengang) und bedeuten für viele Beteiligte in der Universität eine zusätzliche Arbeitsbelastung.

Da dies in der Summe - z.B. bei 120 Studiengängen an der TUB - sehr teuer wird und um u.a. den Aufwand zu reduzieren, wurde vor einigen Jahren von der Kultusministerkonferenz (KMK) die Möglichkeit geschaffen, alternativ zur Programmakkreditierung eine Systemakkreditierung durchzuführen.

Bei der Systemakkreditierung wird - entgegen der Einzelbegutachtung eines Studiengangs - geprüft, ob ein funktionierendes Qualitätsmanagement innerhalb der Hochschule etabliert ist, das die Studiengänge "selbstständig" aktuell, qualitativ hochwertig und dabei studierbar hält.
Diese Systemakkreditierung ist zwar einzeln gesehen teurer als eine Programmakkreditierung, aber unterm Strich deutlich günstiger für eine Hochschule.

 

Warum haben wir bei dem Beschluss nun dagegen gestimmt?

Die Systemakkreditierung basiert auf einem funktionierenden Qualitätsmanagementsystem (QMS), in dem durch einfache Regelkreisläufe, wie z.B. Studierendenbefragungen, Modulevaluierungen und Beschwerdesysteme die Qualität eines Studiengangs verbessert, Fehlentwicklungen gegegnetund der Studiengang insgesamt aktuell gehalten wird.

Theoretisch existieren solche Kreisläufe an der TU Berlin seit Jahren, da sie auch für die Programmakkreditierung empfohlen werden. Sie sind in Ordnungen niedergeschrieben und Personal zur Datenerfassung und -bearbeitung eingestellt.

Allerdings sieht die Praxis leider so aus, dass in den wenigsen Modulen tatsächlich evaluiert wird. Die Ergebnisse von Umfragen werden nicht wie vorgeschrieben mit den Teilnehmenden besprochen und es gibt keine festgesetzten Konsequenzen für Dozent*innen mit schlechten Evaluierungsergebnissen.

Faktisch existiert das QMS - mit Ausnahme einzelner Module - also nur auf dem Papier.
Da unklar ist, in wie fern bei der Systemakkreditierung tatsächlich die realen Abläufe analysiert werden - entgegen den theoretischen (Papier-)Vorgaben und weil es keine Konsequenzen für Hochschullehrer*innen gibt, die sich einfach nicht an die Regeln halten, haben wir bei der Abstimmung im akademischen Senat gegen die Systemakkreditierung gestimmt.

Leider unterlagen wir in der Abstimmung mit 4 Gegenstimmen gegen die 16 Fürstimmen (bei einer Enthaltung). (Nicht wundern: Der AS war an dem Tag nicht voll besetzt.)

Wir bleiben weiterhin dran, das Qualitätsmanagement an der TU zu verbessern. Weiterhin wollen wir auf lange Sicht auch scharfe Konsequenzen für die Nichteinhaltung der Ordnungen für die Hochschullehrer*innen etablieren - bisher gibt es Diese ja nur für alle anderen Statusgruppen (z.B. uns Studis).

Wenn irgendwann ein funktionierendes QMS flächendeckend an der TU Berlin etabliert ist, dann können wir unsere Studiengänge als akkreditiert betrachten, vorher leider nicht - egal was ein externes Siegel besagt.

Unter dieser Voraussetzung wären auch wir für die Systemakkreditierung.

PS